Die Erkennung von Schmerzen bei Pferden ist von entscheidender Bedeutung für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit. Als Fluchttiere neigen Pferde dazu, Schmerzen zu verbergen, was eine besondere Herausforderung für Pferdehalter und Tierärzte darstellt. Doch die Wissenschaft bietet wertvolle Ansätze, um Schmerzsignale besser zu verstehen und rechtzeitig zu reagieren. Dieser Artikel fasst aktuelle Erkenntnisse und Methoden zusammen, um Schmerzen bei Pferden zu erkennen.
1. Verhaltensbasierte Schmerzskalen
Ein zentraler Ansatz in der Schmerzforschung bei Pferden sind sogenannte “Composite Pain Scales” (CPS), die Verhaltens- und physiologische Parameter kombinieren, um den Schmerzgrad systematisch zu bewerten. Diese Skalen helfen, subtile Anzeichen wie reduzierte Bewegungsfreude, Appetitlosigkeit oder veränderte Körperhaltung zu identifizieren (Bettschart-Wolfensberger, 2017).
2. Das Schmerzgesicht des Pferdes
Ein bemerkenswerter Fortschritt in der Schmerzdiagnostik ist die Identifikation des “Schmerzgesichts” bei Pferden. Halb geschlossene Augen, gespannte Nüpstern und zurückgezogene Ohren gelten als deutliche Indikatoren für Schmerzen (Vetmeduni, 2016). Diese subtile Mimik erlaubt es, Schmerzen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
3. Körperhaltung und Verhalten
Pferde, die Schmerzen haben, zeigen oft eine auffällige Veränderung in ihrer Körperhaltung. Häufige Gewichtsverlagerungen, abnormale Ruhepositionen oder sogar Bewegungsverweigerung können darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt. Auch Verhaltensänderungen wie gesteigerte Unruhe oder reduzierte Aktivittät sind typische Anzeichen (Tieraerzteverlag, 2022).
4. Technologische Ansätze
Neue Technologien bieten vielversprechende Möglichkeiten, Schmerzverhalten bei Pferden objektiv zu erfassen. Mithilfe von Videoüberwachung und maschinellem Lernen lassen sich subtile Veränderungen in Mimik und Körperhaltung erkennen. Diese Methoden stehen jedoch noch am Anfang ihrer Entwicklung und erfordern weitere Forschung (arXiv, 2021).
5. Das “Ridden Horse Pain Ethogram”
Besonders für gerittene Pferde wurde das “Ridden Horse Pain Ethogram” von Dr. Sue Dyson entwickelt. Es umfasst 24 Verhaltensweisen, die auf Schmerzen beim Reiten hinweisen können, darunter Kopfschütteln, Schweifschlagen oder das Verweigern von Lektionen. Dieses Werkzeug bietet eine wertvolle Unterstützung für Reiter und Trainer, um Schmerzen zu erkennen und zu vermeiden (Reiterrevue, 2022).
Fazit: Frühzeitige Schmerzerkennung als Schlüssel zum Wohlergehen
Die Schmerzerkennung bei Pferden erfordert eine Kombination aus Erfahrung, Beobachtungsgabe und wissenschaftlichem Wissen. Indem Halter und Tierärzte die Verhaltens- und Körpersprache ihrer Pferde aufmerksam beobachten, können sie Schmerzen frühzeitig erkennen und gezielt behandeln. Letztlich ist eine rechtzeitige Intervention entscheidend, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität unserer Pferde zu sichern.
Quellen: