Eine Geschichte über das beste Reiterlebnis meines Lebens, die Macht der Zuschauer und einen weisen Pferdemann.
Im Sommer war ich in Colorado, um an einem Reitkurs teilzunehmen. Der Grund meiner Reise war ein Trainer (Mark Rashid), der mich schon mein ganzes Leben lang inspiriert hat. Seit ich 12 Jahre alt bin, lese ich jedes seiner Bücher. Sie inspirieren mich, bereichern meinen Alltag und machen mich zu einem besseren Pferdemenschen. In diesem Kurs habe ich die Kraft der gemeinsamen Arbeit erlebt. Mark hat es geschafft, einen Ort zu schaffen, an dem alle gemeinsam lernen konnten. Keine abwertenden Kommentare von der Bande, keine kritischen Hintergedanken, nicht einmal ein bewertendes Wort über den Gesundheitszustand der Pferde. Alle Teilnehmer und Zuschauer waren dort, um zu lernen, sich inspirieren zu lassen und Wachstum und Entwicklung zu erleben. Es war ein einmaliges Erlebnis.
Ich durfte auf Rocky reiten, einem kleinen hellbraunen Araber, der mich mit freundlichen Augen auf der Koppel begrüßte. Nachdem ich ihm das Halfter angelegt hatte, machten wir uns auf den Weg zum Putzplatz. Zumindest versuchte ich es. Rocky beschloss nach ein paar Schritten, dass eine Pause notwendig war, und stellte beide Beine fest auf den Boden.
Hmm… “Ich kann doch Pferde führen.”
Also ging ich zurück, forderte ihn auf, mit mir zu kommen, und er folgte – für weitere fünf Schritte. Dann wieder Stopp. Wir wiederholten dieses Spielchen den ganzen Weg über und bewegten uns so langsam und stetig voran. Ich kam mir ziemlich dumm vor. Ich war diesen weiten Weg gereist, um von einem absoluten Pferdeprofi zu lernen, und konnte nicht einmal mein Pferd von der Koppel holen.
Die Mitarbeiter der Ranch, die Rocky gut kannten, sprachen mir Mut zu. “Das kennen wir von ihm.” “Er lässt sich gern überreden.” “Das ist ganz normal.” Obwohl ich mich wie die größte Anfängerin fühlte (ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Ausbildungen und sogar eine Weltmeisterschaft hinter mir), hielten wir durch. Verschwitzt und 20 Minuten später standen wir am Putzplatz, sattelten auf und gingen zum Reitplatz, wo Mark und die restlichen Teilnehmer und Zuschauer bereits auf uns warteten.
Sobald wir den Reitplatz betraten, veränderte sich etwas. Rocky wurde sanft. Ich selbst entspannte mich, obwohl alle Augen auf uns gerichtet waren. Das schlechte Gefühl von vorhin war wie weggeblasen. Ich sage euch eines: Ich bin in meinem Leben noch nie so gut geritten wie auf diesem Reitplatz. Ein mir unbekanntes Pferd, dutzende Zuschauer und intensive Mittagshitze. Mark hat es geschafft, einen Raum zu schaffen, in dem Lernen möglich war. Und nicht nur möglich, sondern einfach, leicht und angenehm. Weil alle, die dabei waren, unterstützt haben.
Ich stelle mir das vor, wie das Heben eines Freundes in einem Pool. An Land wird es mit der Zeit zur Herausforderung, aber im Wasser hilft der Auftrieb. Der Freund hat immer noch sein Gewicht, aber der Auftrieb im Wasser unterstützt mich. Genauso verhält es sich mit einem Raum des Lernens. Die gemeinsame Unterstützung, ein Trainer, der mich nicht bewertet, sondern wachsen sehen will, ein Ort ohne Stress, Hektik und Zwang – all das führt zu Auftrieb. Auftrieb in meinem Lernen, in meiner Fähigkeit, neue Informationen aufzunehmen und anzuwenden. Genau diesen Auftrieb haben Mark und alle Teilnehmer bei diesem Kurs erzeugt.
Warum erzähle ich dir das? Nach diesem Kurs hatte ich den Wunsch, solche Lernräume zu erschaffen. Bei Reitkursen, in denen dein Fortschritt, dein Lernen und dein Wachsen im Vordergrund stehen. Wo keine Bewertung und keine Lästereien dich und dein Pferd belasten, sondern Unterstützung und gemeinsames Arbeiten Auftrieb erzeugen. Ich lade dich ein, solch einen Raum des Lernens zu erleben. Sei dabei beim nächsten Kurs von equidamus und erlebe, was es heißt, mit deinem Pferd in einem Raum des Lernens zu arbeiten