…und was das mit Pferdetraining zu tun hat.
Ein großartiger Pferdemann hat einmal gesagt:
„Wir können kein Pferd dazu bringen, etwas zu tun, aber wir können ihm dabei helfen, sich bei der Aufgabe besser zu fühlen.“
Mark Rashid
Heute möchte ich dir eine Geschichte erzählen, über die Freuden einer Nachhilfestunde und warum sie mich zum Nachdenken über die Arbeit mit meinem Pferd gebracht hat.
Ich sitze vor meinem Laptop, um in einer Online-Nachhilfestunde einem jungen Buben zu helfen, seine Deutschkenntnisse zu verbessern. Er hat Schwierigkeiten, gute Sätze zu formulieren und weiß nicht, wie er die Grammatik richtig anwenden soll. Meine Herangehensweise ist es, ihm eine Aufgabe zu stellen und ihn dann dabei zu begleiten, die Antwort selbstständig zu finden. Dieser junge Mann ist besonders bemüht, alles richtig zu machen. Wenn er einen Fehler macht runzelt er die Stirn, seine Augen sind verkniffen, und er schlägt mit der Faust auf den Tisch. Und wenn er eine Aufgabe richtig löst, dann hüpft er vor Freude fast vom Stuhl, und ein Strahlen erhellt sein Gesicht. Der schönste Moment ist, als er erkennt, dass er die Regel verstanden hat. Er taut auf wie ein Frosch nach der Winterstarre und beantwortet alle Fragen richtig und immer schneller.
Ich sehe, wie seine Augen aufleuchten und sein Selbstbewusstsein wächst, und das erfüllt mich mit Begeisterung. Es macht Spaß, mitzuerleben, wie er von einem Moment auf den nächsten erkennt, dass er mehr kann, als er zuerst geglaubt hat.
Und diesen Moment können wir auch mit unseren Pferden erleben – den Augenblick, wenn sie verstehen, dass wir zusammenarbeiten können. Dass wir nur das Beste für sie wollen und dass es ihnen gut geht, wenn sie sich unserer Führung anvertrauen. Wenn sie sich fallen lassen und verstehen, was wir ihnen sagen wollen, und wenn sie merken, dass wir ihnen zuhören. Auch dann können wir ein Leuchten in ihren Augen sehen. Ein erleichtertes Schnauben und ein Entspannen ihrer Muskeln. Vor allem können wir eine Veränderung in ihrer Stimmung wahrnehmen, wenn wir wirklich darauf achten, was gerade in diesem Moment passiert.
Aber wir bemerken das nur, wenn wir unser Ego zurückhalten können. Wenn wir nicht darüber nachdenken, was für großartige Pferdemenschen – oder Nachhilfelehrer – wir sind. Solange wir noch damit beschäftigt sind, uns selbst auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „ICH habe das toll gemacht“, verpassen wir die Freude unserer Gefährten. Eine Freude, die auch unsere Augen aufleuchten lassen kann.
