Lisa seufzte, während sie den Sattelgurt nachzog. Ihr Wallach Balu drehte den Kopf zu ihr und schien zu sagen: „Schon wieder dieses anstrengende Training?“ Lisa konnte es ihm nicht verübeln. Die letzten Reitstunden hatten beide eher frustriert als glücklich gemacht. Schweißgebadet und mit brennenden Muskeln waren sie aus der Halle gekommen, und dennoch hatte sich nichts richtig angefühlt.
Es muss doch auch anders gehen, dachte sie. Es darf doch leicht sein.
Vielleicht suchen wir auch nach der falschen Lösung? Vielleicht muss ich nicht härter arbeiten, sondern klüger?
Sie buchte sich einen Wochenendkurs bei einer Trainerin, die einen sanfteren Ansatz verfolgte. Mit diesen neu gewonnen Erkenntnissen machte sie sich wieder ans Training.
Am Montag ließ sie den Sattel im Stall und begann mit einem anderen Ansatz. Sie erinnerte sich daran, was wirklich wichtig war: Freude, Balance und Gesundheit. Anstatt Balu in Lektionen zu zwingen, beobachtete sie ihn. Wie bewegte er sich? Wo waren seine Stärken, wo seine Herausforderungen?
Mit sanften Übungen aus einem Kurs, an dem sie vor längerer Zeit einmal teilgenommen hatte, half sie ihm, seine Rückenmuskulatur zu stärken, ohne Stress oder Druck. Sie massierte ihn an verspannten Stellen, übte einfache Koordinationsaufgaben mit ihm – und staunte.
Plötzlich fielen ihm die Lektionen leichter. Übergänge, die vorher stockend waren, wurden fließend. Seine Hinterhand kam besser unter den Schwerpunkt, er wurde ausbalancierter – und Lisa musste kaum noch korrigieren. Sie ritt ihn das erste Mal wieder und spürte: Es war leicht. Es fühlte sich richtig an.
Nach ein paar Wochen kam Balu ihr auf der Koppel freudig entgegen. Er hatte den Spaß wiedergefunden. Und Lisa auch.
Denn der Schlüssel zur Leichtigkeit lag nicht in noch mehr Anstrengung, noch mehr Technik, noch mehr „Werkzeugen“. Sondern darin, genau hinzusehen, auf ihr Pferd zu hören – und den richtigen Schlüssel zu benutzen.
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